Kommen Volkssparbuch und Altersvorsorgeplan mit der neuen Regierung? Österreich vor einer Finanzrevolution?

Die österreichische Regierung ist noch nicht gebildet, und ob ÖVP, SPÖ und NEOS eine Koalition eingehen, bleibt ungewiss. Dennoch kursieren Gerüchte: Die SPÖ bringt die Idee eines Volkssparbuchs ins Gespräch. Ein Sparbuch mit attraktiveren Zinsen für alle Bürger. Während sich ÖVP und NEOS skeptisch zeigen, könnte das Konzept Teil eines umfassenden Altersvorsorgeplans werden.

Die Idee des Volkssparbuchs

In Österreich sind die Sparzinsen traditionell niedrig, was viele Sparer frustriert. Frankreich hingegen demonstriert mit staatlich regulierten Sparbüchern, wie garantierte Mindestzinsen funktionieren können.

Beispiele aus Frankreich:

  • Livret d’épargne populaire (LEP): 4 % Zinsen für Geringverdiener (bis 22.419 € Jahreseinkommen), max. 10.000 € Einlage.
  • Livret A und LDDS: 3 % Zinsen mit Einlagegrenzen von 22.950 € und 12.000 €, teilweise einkommensabhängig.

Die SPÖ plädiert für ein ähnliches Modell in Österreich mit einem Mindestzinssatz von 3,25 %. Zielgruppe sind einkommensschwache Haushalte, um den Aufbau eines Notgroschens zu erleichtern. Dies könnte den sozialen Zusammenhalt fördern und Konsumkredite vermeiden.

Argumente für das Volkssparbuch

Befürworter sehen Potenziale für den Kapitalmarkt und die soziale Gerechtigkeit:

  • Fairness und Sicherheit: Ein staatlich garantiertes Sparbuch ermöglicht eine gesicherte Anlageform für alle.
  • Reale Renditen: Orientierung am EZB-Leitzins schafft Erträge oberhalb der Inflation.
  • Staatliche Finanzierung: Einlagen könnten zur Finanzierung öffentlicher Vorhaben wie dem Bundesschatz genutzt werden.

Barbara Schuster vom Momentum Institut betont die soziale Gerechtigkeit: Eine Einkommens- und Einlagenobergrenze würde sicherstellen, dass vor allem Haushalte mit geringem Einkommen profitieren.

Kritikpunkte am Volkssparbuch

Nicht alle Parteien und Experten sind überzeugt:

  • Politische Widerstände: ÖVP und NEOS sehen die Idee als Rückschritt in die 80er-Jahre.
  • Geringe Effektivität: Wohlhabende profitieren wenig, da das Modell primär für den Notgroschen gedacht ist.
  • Kosten für den Staat: Eine Abschaffung der KESt würde etwa 400 Mio. € an Steuereinnahmen kosten, die anderweitig kompensiert werden müssten.

Der Altersvorsorgeplan als Kompromiss?

Ein umfassender Altersvorsorgeplan könnte das Volkssparbuch ergänzen. Denkbar wäre eine Kombination:

  • Volkssparbuch: Für kurz- bis mittelfristige finanzielle Ziele.
  • Vorsorgedepot: Für langfristigen Vermögensaufbau, steuerlich begünstigt.

Ein solches Modell könnte soziale Gerechtigkeit und kapitalmarktorientierte Ansätze verbinden.

Das Vorsorgedepot im Detail

Bereits unter Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) wurde ein Vorsorgedepot vorgeschlagen. Dieses Modell sieht steuerfreie Erträge nach zehn Jahren vor und zielt auf langfristige Investments in Aktien, Anleihen oder Fonds ab. Ziel ist es, den Kapitalmarkt zu stärken und die Altersvorsorge zu fördern.

Fazit: Zwei Seiten einer Medaille

Das Volkssparbuch symbolisiert soziale Sicherheit, während das Vorsorgedepot finanzielle Eigenverantwortung und Kapitalmarktintegration fördert. Die Kombination könnte ein zukunftsweisender Kompromiss sein, der soziale und marktwirtschaftliche Ziele vereint.

Frankreich zeigt, wie innovative Sparmodelle gelingen können. Ob Österreich diesem Vorbild folgt, hängt von der politischen Bereitschaft ab, ideologische Gräben zu überwinden.

Quellen:

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