Ein aktueller Bericht im Wirtschaftsblatt sorgt für Aufsehen in der Bankenlandschaft, denn die BAWAG P.S.K. überlegt anscheinend die Direktbank-Tochter Easybank zu verkaufen und die ING-DiBa dürfte einer der Interessenten sein.
Beide Direktbanken sind hervorragend in Österreich positioniert und haben jeweils über 500.000 Kunden. Die ING-DiBa ist vornehmlich im Spar- und teilweise im Kreditgeschäft unterwegs gewesen und die Easybank vornehmlich im Girokonto-Geschäft. Eine hervorragende Ergänzung für den jeweils anderen und führt so zur größten Direktbank Österreichs und dies mit riesengroßen Abstand zur nächsten Bank, welche die Hello Bank wäre mit keinen 80.000 Kunden.
Verkauf der Easybank nur logisch
Dass sich die BAWAG P.S.K. von der Easybank trennt, das ist eigentlich nur logisch. Die bisherige Chefin der Easybank wird bereits weggelobt, denn Sonja Sarközy soll in der BAWAG P.S.K. die Rolle des CIO (Chief Information Officer) einnehmen. Wer ihr bei der Easybank nachfolgt, wurde bei der Meldung im April nicht gesagt. Mit der heutigen Kenntnis des möglichen Verkaufs der Easybank nur zu verständlich, denn man bräuchte keinen Easybank-Vorstand mehr, wenn diese Direktbank von den Händen der BAWAG P.S.K. in die Hände der ING-DiBa wechselt.
Ebenso spricht für einen Verkauf, dass die BAWAG P.S.K. bereits die letzten Jahre zahlreiche Beteiligungen abgestoßen hat und sich nur noch um das Kerngeschäft der BAWAG P.S.K. kümmern will. Ein Verkauf würde ebenso Geld in die Kassen fließen lassen, welches wiederum an die Eigentümer ausgeschüttet werden könnte, oder für Akquisen verwendet werden könnte.
Oder doch nicht? Bei der Präsentation des Jahresergebnis 2015 wurde noch großspurig vom Ausbau der Easybank Aktivitäten nach Deutschland und Großbritannien gesprochen. Es könnte sich hierbei um eine Finte handeln, damit die potentiellen Käufer wachgerüttelt werden und mehr Interesse für die Easybank bekunden.
Due Dilligence Prüfung steht angeblich an
Dem Wirtschaftsblatt-Bericht zur Folge gewährt die Easybank im Moment den Blick in ihre Bücher und die ING-DiBa wirft gerne einen Blick dahin rein. Bei den Spareinlagen dürften sich die Zahlen nach oben entwickeln, denn wie im April berichtet, bietet die Easybank aktuell für frisches Geld satte 1 % an Sparzinsen an. Bei einer Rückfrage bei der Pressestelle der Easybank wurde damals erläutert, dass es sich um eine ganze normale Kunden-Aktion handelt und keineswegs etwas besonderes sei. Mit dem Wissen des aktuellen Gerüchts könnte aber mitunter doch mehr dran sein.
Konzentration des Direktbanken Markts in Österreich?
Wird die Easybank tatsächlich verkauft und tatsächlich an die ING DiBa, dann wird die ING-DiBa Niederlassung Österreich einen Kundenstamm von rund 1 Million Kunden haben und speziell im Spargeschäft und im Zahlungsverkehr extrem stark sein. Alternative Direktbanken wie Bankdirekt oder Hello Bank haben nur einen Bruchteil des Marktes und hätten es wohl bei dieser Übermacht mehr als schwer zu bestehen.
Der Wettbewerb im österreichischen Bankensektor könnte darunter leiden.