Und die Leitzinsen der EZB werden weiter erhöht, so auch heute beim Zinsentscheid zum 16. März 2023. Die Leitzinsen der EZB wurden um weitere 50 Basispunkte, also +0,50 Prozentpunkte erhöht.
Mit 16.3.2023 hat die EZB die Leitzinsen von 3,00 auf 3,50 % erhöht und die Einlagenfazilität von 2,50 auf 3,00 % erhöht. Das ist jener Zinssatz zu dem Geschäftsbanken bei der EZB anlegen können.
Wie weit werden die Zinsen noch steigen?
Dazu benötigt es eine Glaskugel. Niemand weiß es. Manche sind der Meinung, dass die Leitzinsen nun nicht mehr weiter steigen können und sollten, da die europäische Banken langsam die Luft ausgeht. Ob die EZB das genau so sieht im Kampf gegen die Inflation? Sinkt nun endlich die Inflation oder bleibt sie weiterhin auf so hohen Niveau wie sie im Moment ist?
Der OeNB Chef Robert Holzmann fordert gar bis zum Sommer noch 4 Zinsschritte, jetzt also noch 3 weitere Zinsschritte!
„Selbst wenn wir die Zinsen jetzt drei Mal um 0,5 Prozentpunkte erhöhen, sind wir erst bei einem Einlagenzins von vier Prozent”
So Robert Holzmann – Quelle
In der ersten Jahreshälfte 2023 sind jetzt noch zwei weitere EZB Sitzungen. Die nächste ist am 4.5.2023 und die zweite dann am 15.6.2023.
Sparzinsen
Die Sparzinsen steigen, doch hauptsächlich jene Angebote aus dem Ausland, denn im Inland tut sich viel zu wenig. Speziell die Filialbanken nutzen aktuell die Zinserhöhungen beim Leitzins dazu die Kreditzinsen zwar zu erhöhen, die Sparzinsen aber auf sehr niedrigen Niveau zu lassen. Am Ende bleibt ein fetter Zinsüberschuss bei den Banken.
Was sagt die Statistik? Wie sehr haben die Banken die Tagesgeld Zinsen im letzten 3/4 Jahr die Sparzinsen angehoben im Vergleich zum Leitzins? Ein Schaubild.
Die graue, fette Linie zeigt die Einlagenfazilität. Den Zinssatz den Geschäftsbanken für Einlagen bei der EZB erhalten.
Die blaue Linie zeigt die Top 5 Angebote beim Tagesgeld – inklusive Neukunden Angebote und vor Steuern. Die orange Linie zeigt den durchschnittlichen Zins über alle Tagesgeld Angebote die ich führe, aktuell 47 Angebote.
Hier eine Übersicht über die Steigung der Zinsen in den letzten Monaten in der Bankkonditionen.at Datenbank:
Täglich fällig
Die Berechnung erfolgt über das arithmetische Mittel (=Mittelwert) des jeweiligen Tages über alle Anbieter.
Quelle: Bankkonditionen.at
1 Jahr Bindung
Quelle: Bankkonditionen.at
5 Jahre Bindung
Quelle: Bankkonditionen.at
Wie viel Geld nicht oder schlecht verzinst in Österreich herumliegt zeigt folgendes Statistik Austria Zahlmaterial. Fast 237 Milliarden liegen als Bargeld oder als tägliche fälige Spareinlage der österreichischen Privatanleger herum. Dieser Wert auf den blauen Balken ist selbst in den letzten Quartalen nach oben gestiegen, Krise hin, Krise her.
Kreditzinsen
Die Daten der OeNB zeigen bei den Kreditzinsen nach oben. Sie steigen und steigen, gleich ob Immobilien- oder Konsumkredit. Dazu kommt, dass die Daten eine zeitliche Verzögerung haben und aktuell erst die Daten vom Jänner 2023 eingespielt sind. Die nächsten Monate zeigen weiter nach oben bei den Kreditzinsen.
Realrendite
Bei den Realzinsen (Sparzins – Inflation) gibt es seit Jahren nur noch einen negativen Realzins und das wird noch länger so weiter gehen. Die Inflation bleibt hoch, aktuell im Februar 2023 bei 11 % und die Sparzinsen bleiben auf einem viel zu niedrigen Niveau. Selbst wenn der Bestbieter mit über 2 % genommen wird für täglich fällige Guthaben, so ergibt das am Ende einen negative Realrendite von fast 9 % – Steuern für die Zinserträge sind hier noch gar nicht berücksichtigt. In diesen Chart zeigt sich auf der orangen Linie die negative Realrendite – die Inflation ist die hellblaue Linie die seit Monaten auf sehr hohen Niveau die Teuerung abbildet. Die schwarze Linie zeigt die durchschnittlichen täglich fälligen Sparzinsen laut der Bankkonditionen.at Sparzinsen Datenbank und von diesem täglichen Wert wird die Inflation abgezogen und ergibt die Realrendite. Ein Trauerspiel.
Zinsen Prognose
Wie geht es nun weiter mit den Zinsen? Die EZB hat für die nächsten Sitzungen am 4.5.2023 und die zweite dann am 15.6.2023 nichts mehr in Aussicht gestellt. Im Gegensatz zu den letzten Zinssitzungen blieb die EZB Chefin Lagarade diesmal einen konkreten Ausblick auf die weitere Zinsentwicklung schuldig. Sie erklärte es damit, dass es aktuell nicht möglich ist einen Ausblick auf den Zinspfad zu geben. Warum? Die weitere Zinsentwicklung hängt von den volkswirtschaftlichen Daten ab, der Bankensektor macht bekanntlich im Moment Sorgen.
Das Dilema ist dieses: Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern. Wir können uns für den Euro weniger leisten. Steigende Leitzinsen beeinflussen die Zinsen am Bankenmarkt und können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich so die Kredite verteuern und so die Nachfrage gebremst wird. Aber stark steigende Zinsen können auch Banken unter Druck setzen. Der Exodus der Silicon Valley Bank (SVB) zeigte dies sehr gut.
Für die Kreditnehmer bedeutet dies, dass die variablen Kreditzinsen weiter steigen werden und für Neu-Kreditnehmer wird es ebenso teurer. Für die Liebhaber der Sparzinsen? Viel höher wird es im Moment wohl eher nicht werden.
- Zum Sparzinsen Vergleich
- Zum Kreditzinsen Vergleich
- Zur Inflation