Die Migration der Ex-ING Österreich Kund:innen zur bank99: Zwischen Technik, Frust und Neustart

Über Monate angekündigt, zu Ostern umgesetzt: Die Migration der ehemaligen ING Österreich Kund:innen in das System der bank99 war ein bedeutender Schritt in der österreichischen Bankenlandschaft – und für viele Kund:innen eine Geduldsprobe. Was als nahtloser Übergang geplant war, entpuppte sich für manche Nutzer:innen als technischer Hürdenlauf.

Hintergrund: Von der ING zu bank99

Bereits 2021 zog sich die ING aus dem österreichischen Privatkundengeschäft zurück. Die bank99, Tochter der Österreichischen Post, übernahm die Bestandskund:innen. Bis dato liefen die Konten jedoch weiterhin auf der technischen Infrastruktur der ehemaligen ING. Mit der Umstellung zu Ostern 2025 wurden diese Kund:innen nun endgültig in das bank99-System integriert – inklusive neuer IBAN, neuer Karten und neuer Apps. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch die alte IBAN nicht mehr funktionieren, daher ist eine Umstellung die neue IBAN zielführend.

Der Migrationsprozess: Theorie vs. Praxis

Die bank99 informierte ihre Kund:innen im Vorfeld per E-Mail und Post über die anstehende Umstellung. Geplant war ein Wechsel über das Osterwochenende – eine Zeit, in der Banken und ihre Dienstleistungen erfahrungsgemäß weniger frequentiert werden. Doch bereits am Karfreitag zeigten sich erste Anzeichen technischer Probleme.

Fehlermeldungen und Login-Probleme

Viele Ex-ING-Kund:innen berichteten beim Versuch, sich in die neue „meine99“-App oder das Online-Banking einzuloggen, von der berüchtigten Fehlermeldung „KTKR001E“ oder dem Hinweis auf einen „allgemeinen Fehler“. Auch Aktivierungs-SMS blieben teilweise aus oder kamen mit erheblicher Verzögerung an. Besonders betroffen waren Nutzer:innen mit Telefonnummern, die mehr als 12 Stellen aufwiesen – das System ließ schlichtweg keine längeren Nummern zu.

Zwei Apps für eine Bank

Ein weiterer Kritikpunkt: Für das neue Online-Banking sind nun zwei Apps notwendig – „meine99“ für das Banking selbst und „okay99“ für die Freigabe von Transaktionen. Diese Lösung stieß bei vielen Nutzer:innen auf Unverständnis. Kommentare wie „UX aus der Hölle“ oder „App-Design aus den 90ern“ dominierten sowohl auf Reddit als auch in Foren und sozialen Medien.

IBAN-Umstellung: Wer informiert die Abbucher?

Die neue IBAN sorgte zusätzlich für Verunsicherung. Zwar versprach die bank99 eine Übergangszeit, in der Zahlungen von der alten IBAN automatisch weitergeleitet würden. Doch viele Kund:innen fragten sich, ob sie nun selbst aktiv alle Vertragspartner, Arbeitgeber und Dienstleister informieren müssen. Besonders kritisch: Fehlende Buchungstexte in der neuen App erschweren die Identifikation von Abbuchern.

Reaktionen der Kund:innen: Von Verständnis bis Wechselbereitschaft

Die Reaktionen fielen gemischt aus. Während einige die Migration problemlos meisterten und Verständnis für kleinere Startschwierigkeiten zeigten, kündigten andere direkt einen Bankwechsel an. Hauptkritikpunkte waren:

  • Veraltete App-Optik und schlechte Performance: Die neue App sei langsam, unübersichtlich und technisch rückständig.
  • Kommunikationsdefizite: Trotz mehrmaliger Ankündigungen fühlten sich manche Kund:innen unzureichend informiert – vor allem über Details wie die neue IBAN-Nutzung.
  • Sicherheitsbedenken: Die Verwendung klassischer Sicherheitsfragen wie „Mädchenname der Mutter“ wurde als unsicher und nicht mehr zeitgemäß kritisiert.

Einige Nutzer:innen spekulierten zudem, dass die Umstellung langfristig dazu dienen könnte, die ehemals kostenlosen ING-Kund:innen in kostenpflichtige Modelle zu überführen. Die Vermutung ist nicht neu, denn vor mehreren Monaten strich die bank99 ihr von der ING übernommenes 0 € Konto und führte hingegen kostenpflichtige Girokonten ein. Womöglich gibt es auch für diese Bestandskundschaften bald eine Änderung? Bekannt dazu ist aber nichts und wenn es tatsächlich mal soweit wäre, so hat man noch immer genug Zeit zu reagieren.

Fazit: Eine Migration mit Nachwehen

Die Migration der Ex-ING-Kund:innen zur bank99 war ein notwendiger Schritt, der jedoch von vielen als Rückschritt empfunden wird – zumindest, was das digitale Banking-Erlebnis betrifft. Während die technische Integration nun langsam stabiler läuft, bleibt der Eindruck, dass die Nutzererfahrung und Kommunikation deutliches Verbesserungspotenzial haben.

Viele Kund:innen werden die kommenden Wochen und Monate abwarten, wie sich das System weiterentwickelt. Doch für einige steht bereits fest: Sollte bank99 künftig Gebühren einführen oder die App-Qualität nicht verbessern, ist der Wechsel zu Alternativen wie easybank oder Erste Bank (George-App) nur eine Frage der Zeit. DADAT oder Anadi Bank dann lieber nicht als Alternative sehen, denn die nutzen die selbe IT-Infrastruktur wie die bank99.

Tipps für Betroffene:

  1. IBAN-Änderung prüfen: Auch wenn eine Übergangsfrist gilt, empfiehlt es sich, wichtige Vertragspartner zeitnah über die neue IBAN zu informieren.
  2. App-Probleme umgehen: Falls die App nicht funktioniert, kann der Login über den Browser eine Alternative sein.
  3. Hotline nutzen: Bei anhaltenden Problemen sollte der Kundenservice kontaktiert werden – Geduld in der Warteschleife vorausgesetzt.
  4. Bankwechsel überlegen: Wer mit dem neuen Setup unzufrieden ist, sollte sich über Alternativen informieren. Der Markt bietet zahlreiche kostenlose oder kostengünstige Kontomodelle mit moderner App-Infrastruktur.
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
0
Hinterlasse einen Kommentarx