- Steigende Zinssätze in Österreich führen zu einem Rückgang im Kreditgeschäft, insbesondere bei Wohnbaukrediten.
- Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) berichtet über einen Anstieg der Kredit- und Einlagenzinssätze, beeinflusst durch die EZB-Leitzinsanhebungen.
- Kreditvergabe an private Haushalte sinkt erstmals seit 1998, während das Kreditwachstum bei Unternehmen positiv bleibt.
- Kunden reagieren auf die steigenden Zinssätze mit vermehrten Umschichtungen zu fix verzinsten Krediten und gebundenen Einlagen.
Die Auswirkungen steigender Zinssätze auf das Kreditgeschäft wurden deutlich sichtbar, wie aus aktuellen Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervorgeht. Im Jahr 2023 stiegen die Kredit- und Einlagenzinssätze der österreichischen Banken weiter an, was zu einem Rückgang im Kreditgeschäft mit Kunden führte. Besonders deutlich war dieser Rückgang bei privaten Haushalten zu spüren, insbesondere bei Wohnbaukrediten, die um -2,6% auf 131 Mrd. EUR zurückgingen. Dies markierte einen deutlichen Abwärtstrend nach Jahren überdurchschnittlichen Wachstums. Die Ursache lag vor allem in den höheren Marktzinsen, die stark auf die variabel verzinsten Wohnbaukredite durchschlugen und vermehrt zu Umschichtungen hin zu fix verzinsten Krediten führten.
OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber erklärte in einer Pressekonferenz, dass die Erhöhungen der EZB-Leitzinsen deutliche Auswirkungen auf die Marktzinssätze im Einlagen- und Kreditgeschäft hatten. Dies war der entscheidende Faktor für die Entwicklung der Marktzinssätze im letzten Jahr. Sowohl die Kredit- als auch die Einlagenzinssätze erreichten Ende 2023 die höchsten Niveaus seit der Finanzkrise 2008. Seitdem sind die Kreditzinssätze leicht gesunken, aber immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Der Rückgang der Kreditvergabe war insbesondere bei privaten Haushalten zu beobachten, was zu einem Rückgang von -1,8% führte, während das Kreditwachstum bei Unternehmen positiv blieb. Die rückläufige Entwicklung bei privaten Haushalten war vor allem auf die Abnahme von Wohnbaukrediten zurückzuführen, die sich aufgrund gestiegener Zinsniveaus und erschwerter Finanzierbarkeit deutlich verringerten.
Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, hob die steigenden Zinssätze für Wohnbaukredite hervor und wies darauf hin, dass variable Verzinsungen teurer waren als Kredite mit Bindung. Aufgrund dessen verlagerten viele Österreicher ihre variabel verzinsten Kredite in Produkte mit längeren Zinsbindungsfristen um. Auch auf der Einlagenseite stiegen die Zinssätze im Neugeschäft deutlich an, was zu einem verstärkten Interesse an gebundenen Einlagen führte.
Insgesamt spiegelte sich die Entwicklung in einem deutlichen Marktvergleich über Sparprodukte auf der Transparenzplattform der OeNB wider, wobei Sonderaktionen nicht berücksichtigt wurden.
Quelle: https://www.oenb.at/Presse/Pressearchiv/2024/20240404.html