Der österreichische Bankensektor verzeichnet aufgrund des aktuellen Zinsumfelds erneut einen Anstieg der Gewinne. Die Präsentation des 46. Financial Stability Report der OeNB zeigt, dass die anhaltende Kaufkraftschwäche und die verschlechterten wirtschaftlichen Bedingungen Österreich in eine milde Rezession führen. Die gestiegenen Kreditzinssätze haben die Finanzierungskosten für Haushalte und Unternehmen erhöht, aber auch die Zinsmargen der Banken positiv beeinflusst. Obwohl die Bankgewinne im ersten Halbjahr 2023 mit 7,3 Milliarden Euro deutlich zugenommen haben, sind die Risiken für den Bankensektor und die Finanzstabilität gestiegen. Der rasche Anstieg der Zinsen bremst das Kreditwachstum und lässt eine zeitverzögerte Belastung der Kreditqualität erwarten.
Die österreichische Wirtschaft steuert auf eine milde Rezession zu, beeinflusst durch den Kaufkraftverlust und die Umverteilung der Nachfrage von Konsumgütern zu Dienstleistungen. Die globalen Lieferengpässe haben die Industrie, den Bau- und Einzelhandelssektor belastet, wobei Energieunterbrechungen das größte Abwärtsrisiko darstellen. Trotz dieser Herausforderungen hat der österreichische Bankensektor seine Profitabilität gesteigert, hauptsächlich aufgrund höherer Zinssätze und einer verbesserten Kosteneffizienz. Der Gesamtgewinn im ersten Halbjahr 2023 betrug 7,3 Milliarden Euro, mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die gestiegenen Kreditzinssätze haben jedoch zu einer rückläufigen Kreditnachfrage geführt.
Die OeNB erwartet, dass die Zinsmarge des Bankensektors bald wieder sinkt und dabei gleichzeitig die Kreditrisiken ansteigen. Die OeNB empfiehlt zur Stärkung der Finanzstabilität eine nachhaltige Erhöhung der Kapitalbasis, die Sicherstellung von nachhaltigen Vergabestandards für Immobilienkredite, eine angemessene Steuerung von Kredit- und Zinsrisiken sowie eine Absicherung der Effizienzsteigerungen zur Aufrechterhaltung der Profitabilität.
„Die Ertragssituation des Bankensektors in der ersten Jahreshälfte 2023 muss vor dem Hintergrund einer eingetrübten Wirtschaftslage eingeordnet werden. Kreditausfälle treten im Regelfall erst zu einem späteren Zeitpunkt auf, während die positiven Effekte der Zinswende unmittelbar die Erträge steigern. Die sehr gute Ertragslage ist daher die Grundlage für den Aufbau von Kapital, das die Stabilität des Bankensektors weiter stärkt und Raum für künftige Kreditvergaben auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schafft“
OeNB Vize-Gouverneur Gottfried Haber.
Quelle: OeNB.at